BUNA

BUNA – BSL – DOW

Geschichte

1. Kombinat VEB Chemische Werke BUNA:
(
Literatur: Deutsches Chemiemuseum Merseburg) 1936

Grundsteinlegung im April für das weltweit erste Synthesekautschukwerk der IG Farbenindustrie zwischen Halle und Merseburg.1937 Produktionsbeginn als Tochtergesellschaft der Ammoniakwerke Merseburg unter dem Namen Buna-Werke GmbH Schkopau. Das klassische Verfahren zur Herstellung von Kautschuk, die Polymerisation von BUtadien mit NAtrium, gibt dem Werk den Namen BUNA.1938 Das Kraftwerk A 65 liefert den ersten Strom und Dampf. Neue Chemieanlagen für die Herstellung von Vorprodukten entstehen in rascher Folge.1940 Beginn der Herstellung von Polyvinylchlorid (PVC) nach dem Emulsions-Verfahren.

1941 Anlagen zur Gewinnung von Trichlorethylen, Formaldehyd und Tetrahydrofuran gehen in Betrieb.

1943 Nach einer längeren Ruhepause im Werksaufbau wird die Produktion von Essigsäure, Essigsäureanhydrid und Aceton aufgenommen.

1944 Die Buna-Werke bleiben bis zum Sommer 1944 von direkten Kriegseinwirkungen verschont. Erst im November und Dezember verursachen Luftangriffe vereinzelte Schäden im Werk.

1945 Am Ende des II. Weltkrieges werden 10.259 Arbeitskräfte beschäftigt, darunter ungefähr 6.000 Zwangsarbeiter. Im Juli wird das Werk an die sowjetische Armee übergeben und ein Werkskommandant übernimmt die Geschäftsleitung.

1946 Als Folge der Reparationsleistungen an die UdSSR, die im Wesentlichen durch die Produktion abgedeckt werden, wird das Unternehmen ab August in eine sowjetische AG umgewandelt.

1948 Die Kautschukproduktion beträgt etwa 50 Prozent der 1937 installierten Leistung. Die systematische Forschung wird wieder aufgenommen und die Produktpalette erweitert.

1954 Am Ende des Jahres werden die zur sowjetischen AG Kautschuk gehörenden Chemischen Werke Buna in DDR-Eigentum überführt.

1958 Unter Regie der DDR Regierung wird das Werk bis 1960 weiter ausgebaut. „Plaste und Elaste aus Schkopau“ wird in den Folgejahren zum prägenden Slogan für die Produktpalette.

1960 Die neue Anlage zur Herstellung von Suspensions-PVC nach einem in Schkopau entwickelten Verfahren nimmt die Produktion auf. Mit der Inbetriebnahme der neu errichteten Carbidfabrik wird der VEB Chemische Werke Buna mit einer Gesamtkapazität von ca. einer Million Tonnen Calciumcarbid pro Jahr größter Carbidproduzent Europas.

1966 In diesem Jahr wird bei der Produktionsaufnahme von Tieftemperatur-Kautschuk erstmals aus Erdöl hergestelltes Butadien eingesetzt.

1970 Aus den Schkopauer Buna-Werken entsteht das Kombinat VEB Chemische Werke Buna.

1976 Der steigende Bedarf an Kunststoffen kann mit den vorhandenen Anlagen nicht mehr gedeckt werden. Auf der Basis eines Kompensationsgeschäftes wird mit der Firma Uhde die Errichtung eines vollständigen Produktionsstranges für die Chlor-, VC- und PVC-Herstellung vereinbart.

1980 Im Frühjahr 1980 wird der Ausbau des Werkes zum größten Kunststofferzeuger der DDR mit der Inbetriebnahme einer Chlor VC/PVC-Großanlage im Wesentlichen abgeschlossen. Das Kombinat zählt mit einem Anteil von rund 10 Prozent an der Chemieproduktion zu den wichtigsten Unternehmen der DDR.

1985 In der Zeit bis 1985 und in den Folgejahren werden mehrere Milliarden DDR-Mark in die Rationalisierung und Automatisierung der Produktion investiert. Einzelne Anlagen werden mit modernen elektronischen Steuerungen ausgestattet.

1986 Etwa 200 Millionen Mark werden für umweltentlastende Maßnahmen ausgegeben. Die biologisch-mechanische Abwasseraufbereitungsanlage geht in Betrieb.

1987 Nachdem die Produktionsanlage für Tieftemperaturkautschuk in Folge eines Brandes ausfällt, wurde in nur einem Jahr eine neue hochmoderne Anlag errichtet.

1988 Im Juni wird durch den Ministerrat die Sicherung und Weiterentwicklung der Carbochemie beschlossen und für die Zeit bis zum Jahr 2000 bestätigt.

1989 Mit der politischen Wende in der DDR ändern sich schlagartig sämtliche Voraussetzungen der Unternehmenspolitik. Die verhängnisvolle Entscheidung zum Ausbau der Carbochemie endet in einem energiepolitischen und ökologischen Fiasko.

 

  1. BUNA AG  – BUNA GmbH:
    1990 Das Kombinat VEB Chemische Werke Buna wird in die BUNA AG umgewandelt und zu 100 Prozent unter die wirtschaftliche Verwaltung der Treuhandanstalt gestellt. Der Ausstieg aus der unrentablen und stark umweltbelastenden Carbid-Acetylen-Chemie und die vollständige Umstellung auf die Ethylenchemie beginnen.1991 Beginn der Sanierungsarbeiten auf dem Gelände der BUNA AG. Über 100 Gebäude und stillgelegte Produktionsanlagen werden abgerissen und demontiert, die freigeräumten Flächen für den Bau neuer Anlagen und Firmenansiedlungen vorbereitet.1992 Das langfristig angelegte Sanierungs und Modernisierungskonzept wird vom Aufsichtsrat der BUNA AG bestätigt. Die Errichtung eines neuen Kohlekraftwerkes wird mit der VEBA Kraftwerke Ruhr AG vereinbart.1993 Probebetrieb der ersten neuen Produktionsanlage für technische Kunststoffe. Durch die Investitionen der letzten drei Jahre entwickelte sich die BUNA AG zu einem rentablen und umweltverträglichen Chemieunternehmen. In Vorbereitung der Privatisierung beschließt der Aufsichtsrat die Umwandlung der BUNA AG in eine GmbH.1994 Der Olefinverbund mit seinen Standorten in Schkopau, Leuna und Böhlen entsteht. Die Umstrukturierung und Modernisierung geht zügig voran.
  2. Buna Sow Olefinverbund GmbH (BSL) –  Dow Chemical Company

1995 Privatisierung des Verbundes durch den US-amerikanischen Investor The Dow Chemical Company, Midland (Michigan). Das Gemeinschaftsunternehmen wird unter dem neuen Namen Buna Sow Olefinverbund GmbH (BSL) in das Handelsregister eingetragen. Rund 9,5 Mrd. DM an Bonner Subventionen hatte die Brüsseler EU-Kommision für Umstrukturierung der Buna SOW Leuna Olefinverbund GmbH, Schkopau, am Mittwoch genehmigt. Der zweithöchste Betrag nach den Beihilfen für den französischen Crédit Loynnais ((13,15 Mrd. DM), der jemals von der EU bewilligt wurde. Im Gegenzug verpflichtet sich der amerikanische Chemiekonzern Dow Chemical, rund 2000 Arbeitsplätze der jetzt knapp 5800 im früheren Chemiedreieck der DDR zu erhalten. Mit mehr als 4 Mio. DM an Subventionen je Mitarbeiter dürften dies die teuersten Arbeitsplätze Deutschlands sein. Allerdings verweist man bei Hoechst, Bayer und BASF auf die hohen Investitionen für einen neuen Chemiearbeitsplatz. Etwa eine Mio. DM je Stelle sei heute fast schon das Minimum, heißt es bei Hoechst. Dort verweist man auf ein neues Werk, in das knapp 40 Mio. DM investiert wurden, das aber „nur“ 15 Menschen beschäftigt.

Schlüsselt man die Gesamtsumme der Beihilfen auf, dürften sich für Buna/Leuna ähnliche Größenordnungen ergeben. Den größten Block bilden die Investitionsbeihilfen mit bis zu 3 Mrd. DM. Noch einmal so viel wird als Liquiditätsausgleich während der Restrukturierungsphase gewährt. Bis zu 1,5 Mrd. DM sind für Entschuldung vorgesehen, höchstens eine Mrd. DM für den Umweltschutz und Altlasten. Etwa 750 Mio. DM stehen für den Abriss zur Verfügung, 220 Mio. DM für Sozialbeihilfen.

1996 Bis zum Jahr 2000 werden mehr als 4 Milliarden Mark in die weitere Umstrukturierung des Unternehmens BSL investiert. Es ist geplant, in den nächsten Jahren weitere Chemieanlagen zu errichten.

2000 Mit seinen neuen und weiterentwickelten Produkten ist das Unternehmen ein gefragter Handelspartner auf dem Markt. Dow Chemical produziert in modernen, umweltfreundlichen Anlagen und hat Dank der Investitionen in Forschung und Entwicklung das Buna-Werk wieder zu einem international konkurrenzfähigen ChemieStandort gemacht.

2004 Das Werk Schkopau als Teil der Dow Olefinverbund GmbH ist heute ein wettbewerbsfähiges und marktorientiertes Chemieunternehmen und prägt wesentlich die wirtschaftliche Entwicklung der Region.