Spruch aus Max Balladus neuem Buch ‚Ein Mensch 08-15?‘

‚Das Wohlbefinden des Menschen bleibt konstant, wenn man die Probleme, Schwierigkeiten und sonstigen Problemchen und Wehwehchen mit negativem und die Freuden der guten, glücklichen Stunden und Tage, mit positiven Vorzeichen über einen Lebensabschnitt addiert. Es ändern sich im Laufe des Lebens nur die einzelnen Summanden.‘

Seite 534 in dem im Oktober 2018 veröffentlichten  Buch

‚Ein Mensch 08-15?‘ Die Biografie eines Ingeniörs

Mit dem Untertitel

Kriegskind – DDR-Mensch – Weltbürger – BRD-Frührentner

 

FÜR EIN GERECHTES UND FRIEDLICHES LAND

Ein Entwurf eines Gründungsaufrufs von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine:

#fairLand

Wir gehören unterschiedlichen Parteien an oder sind parteilos. Aber #fairLand ist keine Mixtur verschiedener Parteien und schon gar keine neue Partei. #fairLand ist eine überparteiliche Bewegung, in die jeder, der ihre Ziele unterstützt, sich einbringen kann. Weil die Probleme sich auf den eingefahrenen Gleisen nicht mehr lösen lassen, bedarf es eines neuen Aufbruchs.

Wir wollen nicht mehr zusehen, wie unser Land gegen die Interessen der großen Mehrheit regiert wird. Die Sprachlosen brauchen eine Stimme und die Unsichtbaren eine Bühne. Wir fordern eine Demokratie für alle und nicht nur für die Wohlhabenden. Glaubwürdige Politik muss das Rückgrat haben, Konflikte mit mächtigen Interessengruppen, etwa der Finanzwirtschaft oder den Superreichen, durchzustehen.

Wir wissen, dass unsere Forderungen von vielen unterstützt werden. Wir wissen aber auch, dass Mehrheiten nur dann zu einer Macht werden, wenn sie sich zusammenschließen. Was die

Wirtschaftslobbys durch Geld erreichen, müssen wir durch unsere Stärke und Resonanz schaffen: Wir wollen die Parteien zwingen, unseren Interessen Rechnung zu tragen.

Unsere Ziele sind:

  1. Zurück zur Friedenspolitik Willy Brandts: für Abrüstung, Entspannung und eine eigenständige Politik, die europäische Interessen in den Mittelpunkt stellt
  2. Sichere Arbeitsplätze und gute Löhne in einer innovativen Wirtschaft: der deutsche Binnenmarkt muss gestärkt und die Abhängigkeit von Exportüberschüssen überwunden werden. Die Digitalisierung muss zu einer Umverteilung von Arbeit führen: weniger Stress für alle, statt Arbeitslosigkeit für die einen und Überarbeitung in zunehmend prekären Jobs für die anderen
  3. Ein erneuerter starker Sozialstaat, der Armut verhindert: für Renten, die den Lebensstandard im Alter sichern, eine gute Gesundheitsversorgung unabhängig vom Einkommen und eine solide Arbeitslosenversicherung statt Enteignung durch Hartz IV
  4. Privatisierungen stoppen und zurücknehmen, Gemeinwohl ist wichtiger als Rendite: Für bezahlbares Wohnen und gut ausgestattete Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, gegen die Privatisierung von Verkehr und Infrastruktur
  5. Gerechte Steuern: untere und mittlere Einkommen entlasten, große Vermögen und Großunternehmen stärker heranziehen, den Steuertricks der Konzerne durch nationale Quellensteuern den Boden entziehen
  6. Exzellente Bildung für alle: frühkindliche Bildung und mehr Lehrer für bessere Lebenschancen; der Bildungserfolg darf keine Frage der Herkunft sein
  7. Demokratie wiederherstellen: wir wollen nicht von Konzernen und Banken regiert werden
  8. Sicherheit im Alltag: mehr Personal und bessere Ausstattung von Polizei und Justiz statt Symbolpolitik
  9. Ein europäisches Deutschland in einem geeinten Europa souveräner Demokratien, bei Wahrung kultureller Eigenständigkeit und mit Respekt vor Tradition und Identität. Wir wollen kein Europa, in dem selbstherrliche Brüsseler Kommissare oder Berliner Politiker den einzelnen Ländern vorschreiben, wie sie ihre Politik zu gestalten haben
  10. Hilfe für Menschen in Not: Das Recht auf Asyl für Verfolgte gewährleisten, Waffenexporte in Spannungsgebiete stoppen und unfaire Handelspraktiken beenden, Armut vor Ort bekämpfen und in den Heimatländern Perspektiven schaffen
  11. Naturverträglich Wirtschaften: damit wir unseren Kindern eine intakte Natur und ein lebensfreundliches Klima hinterlassen. Saubere Luft und sauberes Wasser sind ein wichtiger Teil der Lebensqualität

Dieser Aufruf wird hier deshalb veröffentlicht, weil er inhaltlich dem entspricht, was seit Jahren auf den Webseiten von Mensch0815  veröffentlicht worden ist.

Max Balladu und Anni Kloß

Kurt Tucholsky: An das Publikum

O hochverehrtes Publikum,
sag mal: Bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: "Das Publikum will es so!"
Jeder Filmfritze sagt: "Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!"
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
"Gute Bücher gehn eben nicht!"
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?

So dumm, daß in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
Aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte...
Sag mal, verehrtes Publikum:
Bist du wirklich so dumm?

Ja dann...
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmässigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Griesbrei-Fresser-?
Ja, dann...
Ja, dann verdienst dus nicht besser.

Dumm ist der, der Dummes tut!

Dumm ist der, der Dummes tut.*)

 Krieg lanciert durch Twitterdröhnung.

Aufklärung statt Menschenverhöhnung.

Frieden ist mehr denn je von Nöten.

Statt Bomben werfen und Menschen töten.

 

Konsequent gegen Kriege auf der ganzen Welt!

Anni Kloß und Max Balladu

 

*) der Titel stammt aus ‚Forrest Gump‘

An allem ist zu zweifeln!

Oder, wie der Lateiner sagt:

De omnibus dubitare!

Die Weltbevölkerung beträgt ca. 7 Milliarden Menschen.

Die Top 0,5 % der Welt, also 350 000 Menschen, besitzen etwa so viel, wie die unteren 90%, also 63 Millionen.

Oder

90 Prozent des Weltvermögens liegt in den Händen von 10 Prozent der Bevölkerung

Und trotzdem:

Wählen die Millionen Armen die 700 Tausend der reichsten Menschen in demokratischen Wahlen zu ihren Chefs.

Warum machen das diese Menschen?

Sollten wir mehr nachdenken, damit Politiker und Medien uns nicht total verscheißern?

An allem ist zu zweifeln!

 

1917 hatten die Russen die Courage die Reichen zum Teufel zu jagen. 1945 geschah das mit Russenhilfe auch in Ostdeutschland.

Warum wird heute, 100 Jahre nach der Oktoberrevolution, alles, aber auch restlos alles, was damit zusammenhängt, von den sogenannten Massenmedien derart verteufelt?

Wem nützt das in allererster Linie?

Wer hat den Schaden und merkt es nicht einmal?!

De omnibus dubitare.

Kapitalismus braucht keine Demokratie!

13 Thesen gegen die Ausplünderung der Gesellschaft

von Ingo Schulze, Schriftsteller
veröffentlicht am 12. Januar 2012 in Süddeutsche Zeitung
  1. Von einem Angriff auf die Demokratie zu sprechen, ist euphemistisch. Eine Situation, in der es der Minderheit einer Minderheit gestattet wird, es also legal ist, das Gemeinwohl der eigenen Bereicherung wegen schwer zu schädigen, ist postdemokratisch. Schuld ist das Gemeinwesen selbst, weil es sich nicht gegen seine Ausplünderung schützt, weil es nicht in der Lage ist, Vertreter zu wählen, die seine Interessen wahrnehmen.
  2. Jeden Tag ist zu hören, die Regierungen müssten „die Märkte beruhigen“ und „das Vertrauen der Märkte wiedergewinnen“. Mit Märkten sind vor allem die Börsen und Finanzmärkte gemeint, damit also jene Akteure, die im eigenen Interesse oder im Auftrag anderer spekulieren, um möglichst viel Gewinn zu machen. Sind das nicht jene, die das Gemeinwesen um unvorstellbare Milliarden erleichtert haben? Um deren Vertrauen sollen unsere obersten Volksvertreter ringen?
  3. Wir empören uns zu Recht über Wladimir Putins Begriff der „gelenkten Demokratie“. Warum musste Angela Merkel nicht zurücktreten, als sie von „marktkonformer Demokratie“ sprach?
  4. Der Kapitalismus braucht keine Demokratie, sondern stabile Verhältnisse. Dass funktionierende demokratische Strukturen eher als Gegenkraft und Bremse des Kapitalismus wirken können und so auch wahrgenommen werden, machten die Reaktionen auf die angekündigte Volksabstimmung in Griechenland und deren baldige Rücknahme deutlich.
  5. Spätestens mit der Finanzkrise des Jahres 2008 glaubte ich, dass unser Gemeinwesen so viel Selbsterhaltungstrieb besitzt, dass es sich wirkungsvoll schützt. Das war nicht nur ein Irrtum. Diese Hoffnung hat sich in ihr Gegenteil verkehrt.
  6. Durch den Zusammenbruch des Ostblocks gelangten einige Ideologien zu einer Hegemonie, die so unangefochten war, dass man sie schon als Selbstverständlichkeit empfand. Ein Beispiel wäre die Privatisierung. Privatisierung wurde als etwas uneingeschränkt Positives angesehen. Alles, was nicht privatisiert wurde, was im Besitz des Gemeinwesens blieb und keinem privaten Gewinnstreben unterworfen wurde, galt als ineffektiv und kundenunfreundlich. So entstand eine öffentliche Atmosphäre, die über kurz oder lang zur Selbstentmachtung des Gemeinwesens führen musste.
  7. Eine weitere, zu enormer Blüte gelangte Ideologie, ist jene des Wachstums: „Ohne Wachstum ist alles nichts“, hatte die Kanzlerin schon vor Jahren dekretiert. Ohne über diese beiden Ideologien zu reden, kann man auch nicht über die Euro-Krise reden.
  8. Die Sprache der Politiker, die uns vertreten sollten, ist gar nicht mehr in der Lage, die Wirklichkeit zu erfassen (Ähnliches habe ich bereits in der DDR erlebt). Es ist eine Sprache der Selbstgewissheit, die sich an keinem Gegenüber mehr überprüft und relativiert. Die Politik ist zu einem Vehikel verkommen, zu einem Blasebalg, um Wachstum anzufachen. Alles Heil wird vom Wachstum erwartet, alles Handeln wird diesem Ziel untergeordnet. Der Bürger wird auf den Verbraucher reduziert. Wachstum an sich bedeutet gar nichts. Das gesellschaftliche Ideal wäre der Playboy, der in möglichst kurzer Zeit möglichst viel verbraucht. Ein Krieg würde einen gewaltigen Wachstumsschub bewirken.
  9. Die einfachen Fragen: „Wem nutzt das?“, „Wer verdient daran?“ sind unfein geworden. Sitzen wir nicht alle im selben Boot? Haben wir nicht alle dieselben Interessen? Wer daran zweifelt, ist ein Klassenkämpfer. Die soziale und ökonomische Polarisation der Gesellschaft fand statt unter lautstarken Beschwörungen, dass wir alle die gleichen Interessen hätten. Es genügt ein Gang durch Berlin. In den besseren Vierteln sind die wenigen unsanierten Häuser in aller Regel Schulen, Kindergärten, Altersheime, Ämter, Schwimmbäder oder Krankenhäuser. In den sogenannten Problembezirken fallen die unsanierten öffentlichen Gebäude weniger auf, dort erkennt man die Armut an den Zahnlücken. Heute heißt es demagogisch: Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt, jeder ist doch gierig.
  10. Unser Gemeinwesen wurde und wird von den demokratisch gewählten Volksvertretern systematisch gegen die Wand gefahren, in dem es seiner Einnahmen beraubt wird. Der Spitzensteuersatz wurde in Deutschland von der Schröder-Regierung von 53 Prozent auf 42 Prozent gesenkt, die Unternehmensteuersätze (die Gewerbesteuer und die Körperschaftsteuer) wurden zwischen 1997 und 2009 fast halbiert, nämlich von 57,5 Prozent auf 29,4 Prozent. Niemand sollte sich darüber wundern, dass die Kassen leer sind, obwohl sich doch unser Bruttoinlandsprodukt Jahr um Jahr erhöht.
  11. Das Geld, das man den einen gibt, fehlt den anderen. Das Geld, das den Vermögenden dadurch bleibt, ist – glaubt man den Statistiken – nicht wie gewünscht in Investitionen geflossen, sondern in lukrativere Finanzmarktgeschäfte. Andererseits werden sozialstaatliche Leistungen überall in Europa abgeschafft, um den Banken, die sich verspekuliert haben, Rettungspakete auszuhändigen. Die „legitimatorischen Ressourcen der sozialen Demokratie werden (…) in dieser stupenden Umverteilung zu Gunsten der Reichen aufgezehrt“ (Elmar Altvater, 2011).
  12. Eine Geschichte: Was uns einst als Gegensatz zwischen Ost- und Westdeutschland verkauft wurde, wird uns jetzt als ein Gegensatz zwischen Ländern dargestellt. Im März stellte ich in Porto in Portugal ein übersetztes Buch von mir vor. Eine Frage aus dem Publikum ließ die gesamte freundlich-interessierte Atmosphäre von einem Moment auf den anderen kippen. Plötzlich waren wir nur noch Deutsche und Portugiesen, die sich feindlich gegenübersaßen. Die Frage war unschön – ob wir, gemeint war ich, ein Deutscher, nicht jetzt mit dem Euro das schafften, was wir damals mit unseren Panzern nicht geschafft hätten. Niemand aus dem Publikum widersprach. Und ich reagierte – schlimm genug – plötzlich wie gewünscht, nämlich als Deutscher: Es werde ja niemand gezwungen, einen Mercedes zu kaufen, sagte ich beleidigt, und sie sollten froh sein, wenn sie Kredite bekämen, die billiger wären als Privatkredite. Ich hörte förmlich das Zeitungspapier zwischen meinen Lippen rascheln.

In dem Getöse, das meiner Entgegnung folgte, kam ich endlich zu Verstand. Und da ich das Mikrofon in der Hand hatte, stammelte ich in meinem unvollkommenen Englisch, dass ich genau so dämlich wie sie reagiert hätte, dass wir allesamt in dieselbe Falle gingen, wenn wir als Portugiesen und Deutsche wie beim Fußballspiel reflexartig Partei ergriffen für die eigenen Farben. Als ginge es jetzt um Deutsche und Portugiesen und nicht um oben und unten, also um jene, die in Portugal wie in Deutschland diese Situation herbeigeführt und an ihr verdient hätten und nun weiter verdienten?

  1. Demokratie wäre, wenn die Politik durch Steuern, Gesetze und Kontrollen in die bestehende Wirtschaftsstruktur eingriffe und die Akteure an den Märkten, vor allem an den Finanzmärkten, in Bahnen zwänge, die mit den Interessen des Gemeinwesens vereinbar sind. Es geht um die einfachen Fragen: Wem nutzt es? Wer verdient daran? Ist das gut für unser Gemeinwesen? Letztlich wäre es die Frage: Was wollen wir für eine Gesellschaft? Das wäre für mich Demokratie.

 

An dieser Stelle breche ich ab. Ich würde Ihnen noch gern von den anderen erzählen, von einem Professor, der sagte, er stehe wieder auf den Positionen, mit denen er als Fünfzehnjähriger die Welt gesehen hat, von einer Studie der ETH Zürich, die die Verflechtungen der Konzerne untersucht hat und auf eine Zahl von 147 kam, 147 Konzerne, die die Welt aufgeteilt haben, die fünfzig mächtigsten davon Banken und Versicherer (mit Ausnahme einer Erdölgesellschaft), ich würde noch gern erzählen, dass es darauf ankommt, sich selbst wieder ernst zu nehmen und Gleichgesinnte zu finden, weil man eine andere Sprache nicht allein sprechen kann. Und davon, dass ich wieder Lust bekam, den Mund aufzumachen.

 

Der Autor, 1962 in Dresden geboren, ist Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm „Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ (S. Fischer Verlage, 2017).

Nach den Wahlen.

Angestellte

Von Theobald Tiger *)

In Die Weltbühne, 26.01.1926, Nr. 4, S. 127

Auf jeden Drehsitz im Büro
da warten hundert Leute;
man nimmt, was kommt – nur irgendwo
und heute, heute, heute.
Drin schuften sie
wies liebe Vieh,
sie hörn vom Chef die Schritte.
Und murren sie, so höhnt er sie:
„Wenns Ihnen nicht paßt – bitte!“

Mensch, duck dich. Muck dich nicht zu laut!
Sie zahln dich nicht zum Spaße!
Halts Maul – sonst wirst du abgebaut,
dann liegst du auf der Straße.
Acht Stunden nur?
Was ist die Uhr?
Das ist bei uns so Sitte:
Mach bis um zehne Inventur ...
„Wenns Ihnen nicht paßt – bitte!“

Durch eure Schuld.
Ihr habt euch nie
geeint und nie vereinigt.
Durch Jammern wird die Industrie
und Börse nicht gereinigt.
Doch tut ihr was,
dann wirds auch was.
Und ists soweit,
dann kommt die Zeit,
wo ihr mit heftigem Tritte
und ungeahnter Schnelligkeit
herauswerft eure Obrigkeit:
„Wenns Ihnen nicht paßt –: bitte!“

*) eins der Pseudonyme von Kurt Tucholsky

Nachdenken – nicht nur vor den Wahlen!

Als Anregung zum Nachdenken könnte der Auszug aus einem Brecht Gedicht dienen:

Verurteilung antiker Ideale

O Stumpfsinn der Größe vergangener Zeiten

O steinerne Standbilder der Geduld

Klagloses Ertragen vermeidbarer Leiden

Glaube an unvermeidbare Schuld.

 

Was musstet ihr, die euch das Schicksal bereiten

Götter nennen? Zu was war das gut?

O Gelassenheit, idiotisches Schweigen

Zu dem, was euch getan wird, und zu dem, was ihr tut.

 

Du, der du den Schlag empfingst und nicht schrieest

Du, der du von allen Tischen weggingst

Du, der du verstandest und der du verziehest

Du, der du im Feuer stehst und noch singst

 

Du, der du um dein Leben betrogen bist

Und der du nicht kämpfst, bilde dir nichts ein:

Das Todesurteil, das an dir schon vollzogen ist

Soll auch von uns unterschreiben sein.

 

Quelle: Bertolt Brecht, Gedichte 1941-1947, S. 873-874, Gesammelte Werke 10, Gedichte 3, werkausgab edition suhrkamp, 1968

Bundestagswahlen am 24.9.2017

Wahlen zum 19. Deutschen Bundestag

am 24. September 2017

Immer mehr Menschen gehen nicht mehr zu irgendwelchen Wahlen, weil sich inzwischen die etablierten Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne kaum noch unterscheiden. Aus Protest die AFD zu wählen, ist zwar oberflächlich betrachtet verständlich, aber trotz aller schönen Worte ist diese Partei rechtslastig, reaktionär und populistisch mit – noch – vorsichtigen Äußerungen gegen die Demokratie. In dieser Gestalt könnte die AFD als rechter Flügel der CDU neben der CSU problemlos übernommen werden.

Eine progressive Wahlalternative ist aus unserer Sicht nur:

Sozial. Gerecht. Frieden. Für Alle.

10 Punkte, die das untermauern können:

1.    Respekt und Gute Arbeit

  • Fair: Mindestlohn, der zum Leben und für eine armutsfeste Rente reicht: 12 Euro!
  • Neues Normalarbeitsverhältnis: Arbeitszeit kürzen, mehr Arbeit für Alle! Vollzeit um die 30 Stunden bei vollem Lohn- und notwendigem Personalausgleich. Unfreiwillige Teilzeit wird eingeschränkt.
  • Zukunft planbar machen: Leiharbeit, Befristung und Missbrauch von Werkverträgen stoppen.

2.   Keine Angst vor Altersarmut

  • Lebensstandard sichern: Sicherungsniveau von 53% – das sind 130 Euro mehr für den »Durchschnittsrentner «. Gleiche Renten in Ost und West!
  • Schluss mit Altersarmut: Solidarische Mindestrente von 1.050 Euro, niedrige Löhne in der Rente aufwerten, das sind z.B. 270 Euro mehr Rente für eine Verkäuferin.
  • Statt Arbeiten bis zum Umfallen: Ab 65 sowie nach 40 Beitragsjahren abschlagsfrei in die Rente.
  • Die Löhne und Renten sind im Osten immer noch niedriger als im Westen. Sie müssen schnell angeglichen werden.

3.   Mindestsicherung ohne Sanktionen!

  • Die Würde des Menschen ist unantastbar: Hartz IV abschaffen, eine sanktionsfreie Mindestsicherung von 1.050 Euro einführen, ALG I verlängern, Hürden abbauen.
  • Kinderarmut beseitigen: Kindergeld umgehend auf 328 Euro erhöhen, Kindergrundsicherung von 573 Euro einführen.
  • Das Öffentliche stärken: Sozialtarife für Strom, Sozialtickets, gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule und ein kostenfreies warmes Essen in Kita und Schule.

4.   Keine Zwei-Klassen-Medizin

  • Solidarische Gesundheitsversicherung: Alle zahlen mit allen Einkommen ein. Paritätische Finanzierung der Beiträge, diese auf unter 12 Prozent senken und niemand muss mehr für Brillen oder Zahnersatz zuzahlen.
  • Aufwertung und gesetzliche Personalbemessung in Gesundheit und Pflege: 100 000 Pflegekräfte mehr in den Krankenhäusern.
  • Pflegevollversicherung: Alle Leistungen werden übernommen. Alle zahlen mit allen Einkommen ein.

5.   Dafür sorgen, dass Wohnen bezahlbar ist

  • Investieren: Sozialen, kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbau stärken: 250.000 Wohnungen pro Jahr.
  • Sichern: Sozialbindung nicht auslaufen lassen, keine Mieterhöhung ohne Werterhöhung.
  • Bremsen: Wirksam Spekulationen und Privatisierungen stoppen. Einfrieren und Absenken von Mieten im Milieuschutz / angespannten Wohnlagen.

6.   Umsteuern für soziale Gerechtigkeit

  • Gerechte Einkommensteuer: Steuern senken für Menschen mit durchschnittlichen und niedrigen Einkommen. Steuerfreibetrag auf 12.600 Euro erhöhen. Alle, die weniger als 7.100 Euro brutto im Monat verdienen, werden entlastet. Einen Ausgleich schaffen, indem hohe Einkommen stärker besteuert werden: Spitzensteuersatz 53% über 70.000 Euro (vom zu versteuerndes Einkommen),
  • Millionäre besteuern: Vermögensteuer von 5% auf alle Vermögen oberhalb von 1 Mio. Euro.
  • Die Reichensteuer erweitern: 60% ab rund 260.000 Euro, 75% auf Einkommen oberhalb von 1 Million Euro.

 

7.   Soziale Offensive für Alle: solidarische Einwanderungsgesellschaft

  • Wohnen, Bildung und Arbeitsmarkt: Investieren und sozial gerecht für Alle gestalten.
  • Kein Sterben im Mittelmeer oder Erfrieren auf der Balkanroute: Legale Fluchtwege sind eine gemeinsame Verantwortung in Europa.
  • Grundrecht auf Asylrecht wiederherstellen und Genfer Flüchtlingskonvention endlich durchsetzen

8.   120 Milliarden Euro in die Zukunft investieren

  • Öffentliche Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge stärken. Arbeitsplätze vor allem in Bildung, Gesundheit, Pflege und Bauwirtschaft schaffen, mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Wirtschaft und Energieversorgung ökologisch und sozial verträglich umbauen.

9.   Abrüsten und Fluchtursachen bekämpfen

  • Konsequent sein: Waffenexporte verbieten – vor allem in Krisengebiete.
  • Abrüsten: Keine Erhöhung des Militäretats und keine europäische Armee.
  • Frieden stärken: Europäische Entspannungspolitik statt Auslandseinsätze der Bundeswehr.

10.Die Europäische Union neu starten

  • Statt Vorfahrt für die Unternehmen und Banken wollen wir, dass die Menschen an erster Stelle stehen. Wir wollen einen Aktionsplan gegen Erwerbslosigkeit in Europa und für soziale und ökologische Wirtschaft. Statt Freihandelsabkommen wie TTIP und TISA brauchen wir einen fairen Handel und wirksamen Klimaschutz. Schluss mit der unsozialen Kürzungspolitik. Wir machen die Europäische Union sozial, demokratisch und lebenswert für alle

 

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