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Leseprobe Buch 9

Leseprobe aus ‚Lose Blätter‘, dem 9. Buch von Max Balladu

EWa – Weggefährten (1)

Ich war 14, hatte ein sonniges Gemüt und war pummelig, was zur damaligen Zeit kein Makel war. Der Vorgarten war der mir vom Vater zugewiesene Beitrag zur Pflege von Haus und Garten. Dort war ich bei eitel Sonnenschein im Sommer und schwitzte. Auf einmal fiel ein Schatten über die Beete.

Als ich aufsah, stand da ein fremder, etwa gleichaltriger Junge und grinste.

„Tach, ich bin Bahni.“

„Was für ein Name!“

„Na eigentlich heiße ich Klaus-Dieter Bahnhof. Wer will schon so heißen! Also nannten mich alle seit dem Kindergartenalter Bahni. Das ist was Besonderes, also gut.“

Ja, so war er, er musste immer irgendwie aus der Reihe tanzen, bei dem was er tat, sagte oder wie er aussah. Er erklärte mir, dass er zu seiner Mutter in das gegenüberliegende Haus gezogen war. Seine Mutter hatte den Witwer geheiratet, der dort lange allein gewohnt hatte. Sie hatte ihren Sohn noch bei ihrer Verwandtschaft gelassen, bis sie sich sicher war, dass ihr neuer Mann mit diesem besonderen Sohn fertig werden könnte.

Nun also war er hier.

Mir gefiel, wie er aussah und ich bewunderte seine Kühnheit, mich einfach anzusprechen, so allein, nur er und ich. Normalerweise passierte das Kennenlernen Gleichaltriger in der Gruppe. Aber wir verstanden uns sofort. Er war lustig und bei Erwachsenen immer höflich. Das gefiel auch meinen Eltern. Sie vertrauten ihm. In seiner Gesellschaft durfte ich später, mit 16! zum Tanzen ins Nachbardorf. Mit dem Fahrrad erreichten wir alle Tanzflächen bis etwa 15 km Entfernung von zu Hause. Wir hatten eine tolle Abmachung. Wir fuhren gemeinsam hin, tanzten den ersten Tanz und auch den letzten und was in der Zwischenzeit passierte, ging den jeweils anderen nichts an. Mir ging es gut dabei, ich hatte einen Beschützer und war ihm dennoch zu nichts verpflichtet.

Um diese Zeit herum richtete unser Dorf auf dem Saal der Gaststätte den Talente Wettbewerb im Schlager- und Volksliedergesang aus. Natürlich wollten wir Mädchen sehen, wen wir kannten von denen, die sich auf die Bühne trauten. Ich glaubte zu träumen. Da stand doch wirklich Bahni auf der Bühne und sah zu mir herüber. Er sang ‚Marina, Marina, Marina‘ mit meinem Namen. Ich versuchte zu lächeln, aber am liebsten hätte ich mich unter dem Tisch verkrochen. Alle sahen mich an. Ich war puterrot und schämte mich. Wieso eigentlich? Hätte ich nicht stolz sein können, dass da einer für mich sang? Öffentlich? Ob er mit diesem Schlager einen Platz gewonnen hat, weiß ich nicht mehr.

Aber an eine andere, für ihn typische Begebenheit, erinnere ich mich genau. Mein Zimmer lag zur Hofseite raus. Ich war gerade ins Bett gegangen, da fielen kleine Steinchen an mein Fenster. Zuerst war ich erschrocken, doch dann dachte ich, dass das nur Bahni sein könnte. Also lugte ich hinter der Gardine hervor. Da stand er und hielt einen großen Strauß Blumen in der Hand. Ich öffnete das Fenster, er sprang in die Höhe, ich griff nach dem Strauß, er winkte und schon war er verschwunden. Rot waren die Blumen. Wie sonst? Es waren viele rote Tulpen. Ich umarmte sie, stellte sie dann lächelnd in eine passende Vase und diese wiederum in den Hausflur auf die Konsole, auf der das Telefon stand. Wir hatten nämlich als eine der wenigen Familien im Ort ein Telefon, weil mein Vater selbständig war. So kam es häufig vor, dass Leute aus der Straße zu uns kamen oder bei uns Anrufe ankamen und wir die entsprechenden Personen ans Telefon holen mussten. Am anderen Tag musste ich Frau Kahle holen, die drei Häuser weiter wohnte. Sie kam auch gleich mit. Als sie unseren Hausflur betrat, schrie sie: „Da sind ja meine Tulpen!“ Ich verschwand in mein Zimmer und hoffte, dass mein Vater nichts von dem Vorfall mitbekommen hatte. Als Frau Kahle mit dem Telefonat fertig war, hatte sie sich schon etwas beruhigt, rief mich und meinte nur:  „Na so ein Lümmel, aber kannst die Blumen behalten, sieh dich nur vor, wer beim Nachbarn Blumen stiehlt, wird später auch andere Dinge stehlen.“

Sei behielt nicht recht. Aber Blumen hat er mir noch öfter gebracht. Von denen erfuhr ich aber nicht, woher sie waren. Ich nahm sie und freute mich, trotz eines mulmigen Gefühls. Denn es waren nie Blumen, die im Garten seiner Eltern wuchsen.

Jahre vergingen, wir feierten Geburtstage, Silvester, Schulabschlüsse gemeinsam mit Freunden. Oft bei Bahni im Elternhaus. Vater und Mutter quartierten sich für zwei Tage bei Bekannten ein und Bahni und ich beseitigten am Morgen nach der Fete die Spuren und Reste. Doch meist uferten unsere Treffen nicht aus und wir hatten manchmal auch am Tag danach noch Hilfe von den Freunden. Wenn die Mutter Bahnis am Mittag auf der Matte stand, verlief die Abnahme immer ohne Beanstandungen. Bloß gut, dass alle anderen Eltern, auch meine, waren nicht bereit, ihre Wohnungen für unsere Feiern zur Verfügung zu stellen.

Inzwischen hatte ich in Jena mit dem Studium begonnen und schwänzte jeden zweiten Sonnabend die Vorlesungen, um nach Haus zu fahren. Oft erwartete mich Bahni auf meinem Umsteigebahnhof Magdeburg und fuhr dann mit mir gemeinsam mit dem Personenzug in unser Heimatdorf. Doch einmal, im Dezember, hatte er die verrückte Idee, wir könnten doch noch den Weihnachtsmarkt in der Bezirkshauptstadt besuchen. Nur ein paar Pfennige in der Tasche, aber voller Neugier, liefen wir an den Buden vorbei, freuten uns über die bunten Auslagen und staunten über die großen Karussells. Dann war da eine riesige Rutsche, die man auf Kokosmatten sitzend, herunterrasen konnte. Nur einmal, nur einmal möchten wir da rutschen. „Du musst lächeln, dem Kartenverkäufer in der Bude schöne Augen machen, vielleicht darfst du für die Hälfte des Preises.“ Wir hatten unser Klimpergeld gezählt und festgestellt, dass es nur für ein und eine halbe Karte reichte. Mit heftigem Herzklopfen näherte ich mich dem Kartenhäuschen. Bahni blieb weiter weg stehen. Günstig war schon mal, dass der Mann jung war und ihm die Anlage sicher nicht gehörte. Es klappte mit unserem Plan, er verkaufte mir eine Kinderkarte und eine für Erwachsene. Wir hofften nur, dass oben, wo die Matten lagen, der Kontrolleur nicht so genau hinsah. Beim Abwärtssausen schrien wir vor Glück, weil unser Plan aufgegangen war und weil die rasende Fahrt sich einfach herrlich anfühlte. Beschwingt gingen wir zum Bahnhof, stiegen in den Zug nach Hause, unsere Augen leuchteten, ja man kann sagen, wir waren glücklich. Da kam die Schaffnerin in unser Abteil. Bahni stand auf und verschwand ganz lässig. „Bis zu Hause.“ Was? Wo wollte er denn die nächste halbe Stunde bleiben? Ich war ziemlich naiv. Er hatte keine Fahrkarte und da er ohne Eile ging, schöpfte die Kontrolleurin wahrscheinlich keinen Verdacht. Im Heimatort angekommen, nahm er meinen Koffer und sagte: „Hast du gut gemacht.“ Was hatte ich gut gemacht? Nahm er etwa an ich hätte der Schaffnerin eine Geschichte über sein Verschwinden vorgelogen? Wir haben nie wieder darüber gesprochen.

Ein Jahr später war ich verheiratet, hatte eine Tochter und konnte nur noch selten nach Hause fahren. Nach dem Studium wohnte ich in einer schönen Stadt am Rande des Erzgebirges. Doch das war auch schon alles, was schön war. Mein Mann betrog mich, ich war mit Kind, Arbeit, Haushalt und dem unzuverlässigen Mann völlig überfordert. Nach eineinhalb Jahren ließ ich mich scheiden. Einige Wochen vergingen, da klingelte es Sturm an meiner Wohnungstür. Ich empfand dieses Sturmklingeln als ungehörig, noch dazu, wo es schon fast 22 Uhr war. Als ich die Tür öffnete stand Bahni schwankend und schmutzig vor mir. „Entschuldige,“ lallte er, „ich musste mir erst Mut antrinken. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Ich zog ihn ohne Worte in die Wohnung, legte den Finger auf den Mund, damit er leise war und ihn ins Bad verfrachtet. „Wasch dich, ich mache dir eine Schlafgelegenheit zurecht.“ Er gehorchte. Aus Decken und zwei Sofakissen baute ich ihm auf der Erde in der Stube ein ‚Bett‘. Ohne Widerstand legte er sich wie ein Hund vor mein Bett und schlief sofort ein. Jetzt erst merkte ich, wie angespannt ich war. Langsam lösten sich meine Bedenken.

Am anderen Morgen ließ ich ihn schlafen, brachte meine Tochter in den Kindergarten und ging selbst zur Arbeit. Meinen zweiten Wohnungsschlüssel hatte ich vor seinen Kopf gelegt, mit der Bitte gut abzuschließen und den Schlüssel in den Postkasten zu werfen. Dort fand ich ihn auch vor, als ich nach Hause kam. Doch am Abend, dieses Mal zur rechten Zeit, stand Bahni wieder vor der Tür. Ich glaube, ich hatte so etwas auch erwartet. Von der Nacht vorher sprachen wir nicht, es war ihm sichtlich peinlich und ich wollte über meinen Ärger nicht mit ihm sprechen. Dieser Abend wurde aber schön. Wie früher. Er erzählte von seinem jetzigen Studium ganz in der Nähe. Ich erzählte von meinem Heimweh und beide lachten wir über alte Begebenheiten. Wir tranken Wein, aßen ein paar Häppchen und fühlten uns beide sehr verbunden. Noch immer bin ich dankbar, dass er nicht versucht hat, unsere Freundschaft in eine Liebelei umzumünzen. Er bereitete dieses Mal seine Schlafgelegenheit mir zu Füßen und sang für mich noch ein Schlaflied, leise, damit meine Tochter im Nebenzimmer nicht wach wurde. Am Morgen verließen wir zu dritt die Wohnung. „Wie eine richtige Familie,“ schoss es mir durch den Kopf. Aber gleichzeitig signalisierte mein Gehirn: Niemals!

Zweimal kam er noch in den zwei Jahren, die ich dort zu Hause war. Danach hatte ich mich in die Heimat versetzen lassen, mir ging es gut – auch ohne Mann.

Plötzlich tauchte Bahni wieder bei mir auf, nüchtern, aber irgendwie angestrengt. Komisch war für mich, dass ich mich nicht freuen konnte. Hatten wir uns zulange nicht gesehen? Waren wir uns fremd geworden? Ich mahnte mich zur Vorsicht. Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass ich instinktiv gespürt hatte, dass dies kein gutes, kein einvernehmliches Zusammensein werden könnte. Unser Gespräch bleib angespannt. Bis er ganz plötzlich über den Tisch langte und mich zu sich heranzog. Ich wehrte ihn ab und meinte, er solle gehen, wenn er seine Hände nicht bei sich behalten könne. Da wurde er wütend, umschlang mich von hinten und begrabschte mich. Blitzschnell liefen in meinem Kopf Möglichkeiten ab, wie ich ihn bändigen und rausschmeißen könnte. Keinesfalls dürfte ich Lärm machen, denn meine Tochter schlief nebenan. Scheinbar tat ich intuitiv das Richtige. Ich sagte ruhig, „sieh mal, willst du alles kaputtmachen? Wir haben uns immer gegenseitig vertraut. Soll das nun zu Ende sein?“ Er lockerte seinen Griff und schob mich sacht beiseite. Ohne ein weiteres Wort ergriff er seine Jacke und verließ das Haus. Noch einmal war er wiedergekommen. Aber zwischen uns war eine Mauer. Ich war voller Vorsicht und er scheinbar voller Schuldgefühle. Wir haben uns nie wiedergesehen.

Er hatte eine Gastwirtin geheiratet, mit ihr ein gutgehendes Hotel betrieben und rief mich mehrmals an, um mich zu sich einzuladen. Ich lehnte jedes Mal ab. Dann kam ein Anruf, der mich erschreckte: Es ginge ihm nicht gut, er habe schon zweimal Chemo überstanden, er würde mich gern noch einmal sehen. Ich verneinte, wünschte ihm dennoch alles Gute und legte den Hörer auf. Es kann kein Anruf mehr. Ein Jahr später erzählte mir seine Mutter, dass er an Krebs gestorben sei.

Alles in allem denke ich gern an diesen ‚Weggefährten‘ zurück. Er hat, wie kein anderer, meine Kindheit und Jugend bunter gemacht.

 

B. Schlink, Die Frau auf der Treppe

Rezension Nr. 3

zum Roman ‚Die Frau auf der Treppe‘ von Bernhard Schlink

Inhalt:

Der Ich-Erzähler, Anwalt einer Frankfurter Kanzlei, erlebt als junger Mann im Sommer 1968 eine merkwürdige Geschichte: Damals willigte er ein, einen Vertrag aufzusetzen, der ein Tauschgeschäft – ein Akt-Gemälde gegen eine davongelaufene Ehefrau – zum Inhalt hatte. Nach mehr als 40 Jahren trifft er die Frau und die ‚Tauschpartner‘ wieder.

 

Kritik: … unsere Welt ändert sich nicht mehr …?

Wenn ich, Anni Kloß, ein Buch vom Diogenes Verlag in die Hand nehme, bildet sich in meinem Kopf automatisch eine ganz bestimmte Vorstellung über das, was ich noch gar nicht gelesen habe. Schon durch die äußere Gestaltung des Covers strahlt der Roman  ein ganz eigenes Flair auf mich aus. Beim heute rezensierten Buch erinnere ich mich noch daran, weil ich dieses Empfinden gleich am Anfang aufgeschrieben habe: künstlerisch verträumt, vorrangig in der Gegenwart spielend, aber mit einem Hauch vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts versehen. Die Frau stellt sich mir bildlich wie eine von Tucholskys Frauenfiguren dar. Ich weiß deshalb, dass ich Geduld mit mir haben muss, weil mich bei einem solchen Vorgefühl schnell Langeweile beim Lesen anspringt. Das war auch dieses Mal wieder so.

Doch auf Seite 143, als ich über Irenes Aufenthalt in der DDR las, regte ich mich zuerst auf, weil Schlink die DDR als ein totes Land beschreibt (vor dem der Westen scheinbar immer noch solche Angst hat). Zuerst dachte ich, dass der Autor nur schlecht recherchiert hat, denn er vergleicht das Leben in der DDR mit einer täuferisch-protestantischen Glaubensgemeinschaft, einem Biedermeier-Idyll!? – Doch dann erfahre ich, dass die Frau als eine von der BRD gesuchte Terroristin in der DDR untergetaucht war. Das änderte für mich die Situation von Grund auf, und zwar zum Positiven hin, denn mit den Vorstellungen eines solchen Menschen konnte ich die Darstellung der DDR verstehen.

Die Beschreibung der Gegenwart wird vom Kapitalismus beherrscht. Der Mann, der seine Ehefrau gegen das Bild ‚Die Frau auf der Treppe‘ zurücktauschen will, ist steinreicher Kapitalist, der genau weiß, dass die Parteien CDU und SPD seinen Besitz und seine Macht sichern werden: „…Die Geschichte geht weiter. Aber unsere Welt ändert sich nicht mehr …“ (Seite 156).

Der inzwischen erfolgreicher Maler, der das Bild, das er gemalt hat, gegen die Frau, die mit ihm durchgebrannt war, wieder zurückhaben will, hat der Ideologie des Kapitalisten: „Sie sind der Künstler, dem alles zu Gebot steht und der von allem Gebrauch macht und zu dessen Kunst es keine Alternative mehr gibt …“ (Seite 157), außer Sympathie für die Linken, „… die schönen klugen Frauen aus gutem Haus, die sich damals zu den Linken geschlagen haben, aus politischer Überzeugung und weil sie spürten, wo die Avantgarde ist, wo es lebendig und prickelnd zuging …“(Seite 159), nichts entgegenzusetzen.

Der erfolgreiche Rechtsanwalt, der das Tauschgeschäft anwaltlich begleitet hatte, der sich auch in das Weib verliebte, aber bei der Frau als Mann nicht zum Zuge kam, kümmert sich in der Gegenwart um die inzwischen schwer kranke Frau. Er wird vom Kapitalisten abgefertigt: „… Teure Kanzlei, ich weiß, große Fälle, aber immer für andere die Drecksarbeit erledigen – Sie sind ein Lakai. Zuerst waren sie seiner (nickt zum Maler), dann meiner, dann ihrer (zur Frau). Sie halten am besten den Mund …“ (Seite 162)

Schlink schreibt wie gewohnt flüssig, die Handlungsorte passen, der Bezug zur Realität ist gegeben.

Der 70-jährige Autor hat mit der Grundstory eine gute Möglichkeit gefunden, über sein Leben zurückblickend zu philosophieren.

Das ist ihm im großen Ganzen so gelungen, dass es gut lesbar ist.

Bewertung:

  1. Inhalt, Story (Faktor 1): Die Thematik ist interessant, die Story gut entwickelt und logisch aufgebaut.

Bewertung: 4

  1. Der Sachverhalt (Faktor 1), die Situation der Hauptpersonen, die Schilderung der Gesellschaft entspricht der Realität. Auch die Konstruktion des Romans ist nachvollziehbar.

Bewertung: 4

  1. Der Stil (Faktor 1) ist flüssig, nach anfangs etwas langweilig, aber dann interessant.

Bewertung: 4

  1. Recherchen (Faktor 0,5) rufen keinen Widerspruch beim Leser hervor.

Bewertung: 3

  1. Die Handlungsorte (Faktor 0,5) sind ausreichend gut beschrieben.

Bewertung: 3

  1. Kritische Aspekte zur existierenden Realität, zur Politik, zum Leben der Menschen und Hinweise zum Bessermachen (Faktor 1): Es sind gute Ansätze dazu vorhanden, aber warum glaubt der Autor, dass unsere Welt sich nicht mehr ändert? Die Hauptaussage der dialektischen Grundgesetze der Entwicklung ist doch meines Erachtens, dass das Erkennen ein unendlicher Prozeß ist. – Oder?

Bewertung: 2

Summe Bewertung: 3

Tipp 2/9/19

Leseempfehlung zu

Christoph Hein, Wolfgang Bittner, Georg M. Oswald, Bodo Kirchhoff, Philip Möller, Timur Vermes, Yann Martel

 

Christoph Hein: Weiskerns Nachlaß und Willenbrock

Die Romane lassen sich gut lesen, sind aber nichts Besonderes. Die Bücher schildern das Alltagsleben eines halbtags Dozenten (Weiskern) und eines Gebrauchtwagenhändlers (Willenbrock).

Landnahme:

Darin schildert Hein Flüchtlingskinder nach 1945. Trotz ernster Thematik hat mich das Buch gelangweilt.

In seiner frühen Kindheit ein Garten:

Die Eltern des in Bad Kleinen getöteten RAF-Mitglieds kämpfen mit den Behörden. Das Thema ist eigentlich interessant, aber ich empfand es als sehr langweilig geschrieben.

Wolfgang Bittner, Marmelsteins Verwandlung:

Ähnlich wie bei Hein verhält es sich mit diesem Buch. Ein Cheflektor eines großen Verlages unterschlägt unbemerkt 2,4 Millionen Euro und setzt sich damit nach Nordkannada ab. Vor allen Dingen die Erlebnisse dort, schildert der Roman. Er ist intelligent geschrieben, gut lesbar, aber auch ein bisschen langweilig.

Georg M. Oswald, Alles was zählt:

Der Autor beschreibt die Welt der oberen Zehntausend zwar kritisch, aber ohne Konsequenzen. Alle sind korrupt, sexistisch, ob Mann oder Frau. Natürlich darf Haschisch bei den niederen oder jüngeren Chargen nicht fehlen. Die ständig wiederkehrenden Beschreibungen von Personen der sogenannten gehobenen Gesellschaft sind langweilig.

Bodo Kirchhoff, Die kleine Garbo:

Ein 68-jähriger Bankräuber flieht mit einem spontan gestohlenen Auto, in dem sich ein zwölfeinhalbjähriges Mädchen, das bereits ein Fernsehkinderstar ist,  versteckt. Trotz der sicher vom Autor bewußt gewählten haarsträubenden Zufälle und der ungewöhnlichen Schreibart (keinerlei direkte Rede, aber die andere Art ist auch – indirekt – gut gemacht) habe ich das Buch mit Spaß gelesen.

Wo das Meer beginnt:

Die Lehrerkommission einer Schule verhandelt darüber, ob ein  18-jähriger eine 17-jährige vergewaltigt hat oder nicht. Ein 62 Jahre alter Lehrer spricht darüber mit dem Schüler, den er liebt, aber der auch eine Lehrerin liebt! Trotz dieser haarsträubenden Situation zu langatmig geschrieben, inhaltlich für mich teilweise unverständlich und mache Szenen fand ich auch einfach empörend.

Parlando:

Die Dreiecksbeziehung, Sohn ist der Geliebte der 2. Frau des Vaters, interessiert mich nicht besonders. Ungünstig hinzu kommt noch die Schreibweise, die mich hetzt, so dass ich noch weniger verstehe. Aber am schlimmsten war letztendlich doch die Schreibweise, denn dabei vergeht mir die Freude am Lesen.

Philipp Möller, Isch geh Schulhof:

Der Autor berichtet sehr lebensnah und zeitweise urkomisch über seinen Alltag als Aushilfslehrer an einer Grundschule. Lobenswert ist, dass Möller im Gegensatz zu Kai Twilfer nicht nur komisch sein wollte, sondern sich auch der Fülle ernster Probleme zuwendet.

Allerdings mehr als ein Buch von der Sorte zu lesen, muss nicht sein.

Timur Vermes, Er ist wieder da:

Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. Die Thematik ist interessant, weil durch die ständig wachsende Macht der Massenmedien, die sich in immer weniger Händen konzentriert, jegliche Manipulation einer großen Anzahl der Bevölkerung, möglich erscheint. Also auch die demokratische (?!)Wahl eines neuen Führers? Vermes hat diese Problematik zwar nicht auf den Punkt gebracht, aber doch sehr humorvoll die Verantwortlichen der gegenwärtigen Politik karikiert. Als Hörbuch noch besser, weil Christoph Maria Herbst als Vorleser die Schizophrenie  auf den Punkt bringt und außerdem macht es einfach Spaß ihm zuzuhören.

Yann Martel, Schiffbruch mit Tiger:

Der halbwüchsige Sohn eines indischen Zoobesitzers hatte sich auf Grund der äußeren Umstände während seiner Kindheit zum praktizierenden Hindu, Christ und Muslim entwickelt. Er erleidet mit seiner Familie Schiffbruch und landet mit einer Hyäne, einem Orang-Utan, einem verletzten Zebra und einem 450 Pfund schweren bengalischen Tiger namens Richard Parker in einem Rettungsboot. Bald hat der Tiger alle erledigt – alle, außer dem Jungen. Alleine treiben sie auf dem Ozean. Alles total ungewöhnlich, unwahrscheinlich und doch auch irgendwie glaubhaft geschrieben, so dass das Lesen des Romans großes Vergnügen bereitet

Tipp 1/9/19

zu den Autoren

Bernhard Schlink, Ferdinand von Schirach, Daniel Glattauer, Alexander Osang, David Benioff, Tom Liehr

Bernhard Schlink:

Der Vorleser: Eine sehr gute, interessante Kurzgeschichte, die wichtige philosophisch-menschliche Fragen aufwirft.

Die Heimkehr: ziemlich langatmig, teilweise langweilig; von DDR-Menschen und der Wende hat Schlink keine Ahnung und auch kein echtes Interesse. Warum schreibt er trotzdem darüber? – Bei Seite 225 hatte ich es satt und legte den Roman zur Seite.

Ferdinand von Schirach, Tabu: Es hat Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Ein sehr guter, kluger Roman.

Daniel Glattauer, Gut gegen Nordwind: Sehr gut geschrieben. Das reine Lesevergnügen, auch wenn es nur um die Liebe geht.

Alexander Osang, Die Nachrichten: Sehr gut geschrieben. Man spürt, auch ohne sich vorher über den Autor zu erkundigen, dass er die DDR kennt. Das reine Lesevergnügen, weil Osang die Menschen und deren Umgebung mit Einfühlung und guten Kenntnissen beschreibt.

David Benioff, Stadt der Diebe: Ich habe noch nie den Anfang eines Romans, nachdem ich zu Ende gelesen hatte, mit soviel Genuss erneut gelesen! Ein sehr gutes, glaubhaftes Buch, auch oder vielleicht gerade, wenn man als ehemaliger DDR-Bürger ebenso die 3 Bände ‚Die Blockade‘ von Alexander Tschakowski oder die Bücher von Konstantin Simonow kennt.

Das Buch ‚25 Stunden’ gefällt  mir nicht, vielleicht, weil ich es nicht verstehe.

Tom Liehr, Sommerhit: Der Roman bietet eine sehr gute Sicht des Lebens und der Menschen, aber ähnlich zu Benioff konnte ich dem 2. Buch ‚ Pauschaltourist‘ nichts abgewinnen. Den Roman fand ich langweilig.

Dave Eggers, ‚Der Circle‘

zum  Roman ‚Der Circle‘  von Dave Eggers

Inhalt:

Mae Holland wird von dem Internetkonzern „The Circle“ angeheuert. Ziel des Unternehmens ist, durch vollkommene Transparenz ein neues Zeitalter einzuläuten. E-Mails, Social Media, Bankdaten, Einkaufsverhalten werden vernetzt und zu einer Online-Identität verdichtet. Mae kann es kaum fassen: Sie darf für den einflussreichsten Konzern der Welt arbeiten! Doch was genau ist ihre Rolle? Dieses Buch beginnt als faszinierende Geschichte einer ehrgeizigen jungen Frau, wird jedoch bald zu einem spannenden Thriller, der Fragen nach Privatsphäre, Demokratie und den Grenzen menschlichen Wissens aufwirft.

Kritik: Überholen ohne Einzuholen?

Leser, die in der DDR aufgewachsen sind oder zeitweilig dort gelebt haben, werden sich vielleicht an die Parteiparole ‚Überholen ohne einzuholen‘ erinnern. Die meisten haben darüber nur gelacht, weil der Spruch nicht nur unlogisch klingt, sondern auch mit der Bedeutung, den kapitalistischen Westen wirtschaftlich innerhalb sehr kurzer Zeit zu überholen (ohne einzuholen), vollkommen absurd erschien, denn die reale Gegenwart sprach zu sehr gegen dieses ehrgeizige Ziel.

Bereits am ziemlich langweiligen Anfang des Romans fielen mir bestimmte Ähnlichkeiten zur DDR-Vergangenheit auf. Die ständigen Wiederholungen von Formulierungen, wie auf Seite 38: ‚Alle lieben Annie‘, erinnerten mich an den Stasichef Mielke. Was hat dieser Mann zur Wendezeit vor den Medien verkündet? ‚Ich liebe euch alle!‘

Bei der Beschreibung der überfreundlichen, super-schlauen, sau-fleißigen Beschäftigten des Circle viel mir sofort eine Schneeballfirma mit Sitz in den USA ein, die sich in gleicher Weise präsentiert, mit dem Ziel, Menschen durch den Kauf von total überteuerten Nahrungsergänzungsmitteln, abzuzocken.

Doch am meisten war ich verblüfft, als mir beim Lesen des Buchs von Eggers, Parallelen zum utopischen Kommunismus auffielen und genau dieser oben zitierte Spruch mir in den Kopf kam. Als ich nur wenig später herausfand, dass die Hauptperson Mae, keine hochwissenschaftliche Arbeit, sondern die Aufgabe hat, Kunden zu betreuen, also ein Auftrag ähnlich einem Callcenter, hätte ich das Buch beinahe in die Ecke gefeuert. Insbesondere die Aufforderung, dass der Besteller den Bearbeiter sofort benoten soll, berührte mich sehr unangenehm, denn im Internet nervt mich schon heute jede Forderung nach einem Feedback, weil ich da erst recht das Gefühle habe, nur einen Automatismus zu befriedigen.

Zum Glück tat ich das nicht, sondern las weiter, obwohl die Informationsflut in Form von Zings, Feeds, E-Mails u. a. m., die Eggert auf etlichen Seiten anhäuft, mich ziemlich nervten, denn mir wurde klar, dass ich, um das alles zu verarbeiten, die gesamte freie Zeit meines restlichen Lebens dafür benötigen würde. Allerdings weiß ich wohl, dass man auf diese Informationen auch sehr gut verzichten kann. Nicht verzichten kann man auf die tiefgründige Hinterfragung der existierenden und der anzustrebenden demokratischen Staatsform, was Eggers aus meiner Sicht auf hohem Niveau und mit den Möglichkeiten der neuen Social Medien im 2. Teil seines Buchs, auf spannende und unterhaltsame Art und Weise tut. In nachfolgender Tabelle habe ich das Wichtigste zusammengefasst:

 

Circle-These (s. Seite 346) Antithese (s. Seite 550)
Geheimnisse sind Lügen Wir müssen alle das Recht auf Anonymität haben

Wir müssen alle das Recht haben zu verschwinden.

Teilen ist heilen Die ständige Jagd nach Daten, um den Wert eines jeden Vorhabens zu quantifizieren ist katastrophal für wahres Verständnis. Nicht jede menschliche Aktivität ist messbar
Alles private ist Diebstahl Die Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem muss unüberwindlich bleiben

Und genau das ist die Thematik über die sehr viele Menschen, so auch ich, angestrengt nachdenken, versuchen die richtigen Thesen zu formulieren und verzweifelt nach den wesentlichen, praktisch durchführbaren modernen Mitteln zu suchen, um unseren verkorksten westlichen Demokratien, die bald (vielleicht schon heute) keine mehr sind, im Interesse der Menschheit, aus der Krise zu helfen.

 

Bewertung:

  1. Inhalt, Story: Der Roman ist nicht immer interessant und unterhaltsam gestaltet, weil bestimmte Passagen mit gleichem Inhalt vom Autor zu sehr ausgewalzt werden. Die könnten zwar überblättert werden, aber dann muss man sehr aufpassen, dass der Beginn der wichtigen Passagen nicht übersehen wird. Außerdem empfinde ich viele Passagen als philosophischen Sadismus, z. B. das Gespräch von Mae mit einem der drei Weisen(!), auf den Seiten 316ff. Und das tut weh. Muss man sich das antun?

Bewertung: 3

  1. Der Sachverhalt hat einen frappierenden Bezug zur Realität. Der demokratische Staat wird kritisch hinterfragt. Die Behandlung dieser Thematik erscheint mir sehr wertvoll.

Bewertung: 5

  1. Der Stil ist flüssig, aber manchmal auch ein wenig langweilig.

Bewertung: 3

  1. Die Recherchen sind sehr gut, die Nachprüfbarkeit ist mit den zum Teil angeführten sozialen Netzwerken, wie Facebook, Twitter und Google gegeben. Der Autor weiß wovon er schreibt.

Bewertung: 5

  1. Die Handlungsorte sind ausreichend gut beschrieben. Vielleicht bis auf die großartigen Firmengebäude (wohl von Eggers wegen der wissenschaftlichen Bedeutung als Campus bezeichnet) mit den modernsten Arbeitsplätzen, deren Räume teilweise mit vielen, vielen Büchern ausgestattet sind? – Aber das alles hat in diesem Roman auch keine so große Bedeutung.

Bewertung: 3

  1. Kritische Aspekte zur existierenden Realität, zur Politik, zum Leben der Menschen und Hinweise zum Bessermachen: Die Thesen und Antithesen zur Thematik Demokratie ist gleichzeitig Kritik und Hinweis für weiteres Handeln.

Bewertung: 5

Summe Bewertung: 4 Sterne

 

Anni Kloß und Max Balladu

Anni Kloß lockert die Bücher und diese Website  mit Lyrik etwas auf, z. B.:

Buch 7, ‚Wer ist hier der Terrorist?‘ Seite 115

„Mann:
Schönes Weib ich will dich haben,
Will an Deinem Leib mich laben.
Frau:
Das starker Mann will ich doch hoffen
und bin gern für alle Dinge offen
Mann:
Eins muss ich dich noch vorher fragen:
Welche Folgen kann das Ganze haben?
Frau:
Egal, komm zu mir, ich bin schon von Sinnen.
Oder machst Du dich etwa nachher von hinnen?
Faszit:
Es bummst wie verrückt,
zwei sind entzückt.
Die anderen müssen erst sehen
wie sie mit dem Schaden umgehen.“

Backman; Stadt der Bären

Rezension

zum Roman von Fredrick Backman, ‚Stadt der Bären‘

Inhalt:

Wer glaubt noch an Björnstadt? Es liegt viel zu weit hinter den dunklen Wäldern im Norden. Doch die Menschen hier halten zusammen. Und sie teilen eine Leidenschaft, die sie wieder mit Stolz erfüllen könnte. Die den Rest der Welt an Björnstadt erinnern könnte. Vielleicht sogar Arbeitsplätze bringen, eine Zukunft. Deshalb liegen alle Träume und Hoffnungen nun auf den Schultern ein paar junger Björnstädter. Noch ahnt keiner in der Stadt, dass sich ihre Gemeinschaft über Nacht für immer verändern wird.

Autor:

Fredrik Backman, geboren 1981, begann seine Autorenkarriere als einer der populärsten Blogger und Kolumnisten Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård wurde mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die Bestsellerlisten in Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern; sein Werk wird in 40 Sprachen übersetzt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.

 

Kritik: Eine nahezu perfekte Manipulation des Menschen.

Ab und zu wollte ich das Buch schon zur Seite legen, weil bestimmte Dinge zu oft wiederholt werden. Um ein sogenanntes Supertalent richtig hervorzuheben, wird es anfangs als einmalig dargestellt. Später im Roman gibt es in einem Jahrgang sogar gleich drei von der so seltenen Sorte.

Auch die individuellen Verhältnisse der Menschen werden zum Teil überspitzt dargestellt und zu oft wiederholt. Das Buch wäre dadurch 100 Seiten dünner geworden, was es, aus meiner Sicht, besser gemacht hätte.

Als ehemalige sehr Sportinteressierte, habe ich in den letzten Jahren die Lust verloren, mich mit Profisport zu beschäftigen. Die Gründe dafür sind das unaufhaltbare Doping, die übersteigerten Gehälter einzelner Sportler, die Markierung von Starsportlern, die fast ausnahmslos in Reportagen genannt werden, die wachsende Anzahl von unbedeutendem Tratsch und Klatschbeiträgen und so weiter und sofort.

Eine Abrechnung damit erfolgt nur wenig, zu schüchtern oder gar nicht.

Ich habe mit Bedrückung gelesen, dass anfangs fast jeder Bürger der kleinen Stadt zu feige war, seine, gegenüber den Sponsoren gegenteilige Meinung, laut auszudrücken und auch zu vertreten. Alle buckeln gleichermaßen vor den Geldsäcken. Zum Glück ändert sich das im Verlaufe der Geschichte.

Der Profisport macht Reiche reicher, ruiniert, korrumpiert und manipuliert die meisten anderen beteiligten Menschen. Diese Superstars des Sports sind unsere Vorbilder? Und die sollen wir auch noch lieben? – Ohne mich.

 

Bewertung:

  1. Inhalt, Story (Faktor 1): Aufstieg und Fall einer Eishockeymannschaft in einer kleinen schwedischen Stadt.

Bewertung: 3

  1. Der Sachverhalt (Faktor 1): Wie im ganz großen Sport überall in der Welt, macht das Geld Reiche noch reicher – bis auf einzelne wenige – ruiniert und manipuliert alle anderen.

Bewertung: 3

  1. Der Stil (Faktor 1) unterscheidet sich nur unwesentlich von dem seiner anderen Romane, das Buch ist spannend und läßt sich, bis auf ein paar Ausnahmen, gut lesen.

Bewertung: 3

  1. Recherchen (Faktor 0,5): sind nicht immer überzeugend, aber letztlich doch okay.

Bewertung: 3

  1. Die Handlungsorte (Faktor 0,5) sind ausreichend und glaubhaft beschrieben.

Bewertung: 3

  1. Kritische Aspekte zur existierenden Realität, zur Politik, zum Leben der Menschen und Hinweise zum Bessermachen (Faktor 1): Backman kritisiert das Verhalten von Eltern und ihre Haltung zu den Kindern. Man könnte auch eine Kritik am bezahlten Sportsystem sehen oder gar eine Kritik an den derzeitigen westlich-demokratischen Politiksystemen, die auch immer mehr von Reichen durch Manipulation der Menschen, beherrscht werden. Aber das hat der Autor nicht so aufgeschrieben. – Schade.

Bewertung: 2

Summe der Bewertung: 3

Was mir wichtig ist.

Nicht nur am 1. Mai 2019

  1. Löhne rauf in ganz Europa.

Armutsfeste Mindestlöhne müssen Pflicht werden. In Deutschland sind das 12 Euro pro Stunde. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort statt Billigkonkurrenz!

  1. Tarifverträge stärken.

Öffentliche Aufträge dürfen nur noch an Betriebe gehen, die Tarifbindung haben und regional und fair wirtschaften. Tarifverträge müssen auf Antrag der Gewerkschaft allgemeinverbindlich werden.

  1. Mehr Zeit zum Leben. Gleicher Lohn.

Statt Überstunden und Dauerstress für die einen und unfreiwillige Teilzeit für die anderen: Jeder und Jede hat das Recht auf mindestens 22 Wochenstunden. Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn auf um die 30 Stunden.

  1. Konzerne müssen an die Kette.

Wir wollen Mindeststeuern für Unternehmen und große Vermögen, damit die Steueroasen in Europa geschlossen werden.

  1. Macht Europa sozial:

Dazu braucht der Kontinent ein Alarmsystem gegen Erwerbslosigkeit und prekäre Beschäftigung. Mindesteinkommen und Mindestrente müssen vor Armut schützen. Die Unternehmen und Reichen müssen ihren gerechten Beitrag leisten.