Tod

Tod

von Anni Kloß *)

Das Leben wurde schwerer.
Kleine Hilfen mussten sein.
Die Not des Augenblicks
Gebärt Gedanken für kleine Tricks.
An die – er – vorher nicht denkt.
Das Leben wird eingeschränkt.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.

Die Sonne scheint heller.
Welch merkwürdiges Licht.
Im Kopf summt ein Propeller.
Und doch stört er mich nicht.

Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie nur zu sehen.

Ein Ton trifft das Herz.
Für den Toten unhörbar.
Verbunden mit Schmerz
Wirkt er zerstörbar.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend ihre Nähe ist.

Die Hoffnung stirbt nie
Und doch endet auch sie.
Mit den Grenzen fürs Leben,
Die die Kriterien vorgeben.

Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.

Die Kennzeichen sind erkennbar,
Nur wenig beeinflussbar.
Im letzten Augenblick – unumstößlich.
Für die Zurückbleibenden – untröstlich.

Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk des Himmels sind.

Nicht mehr ruft, nicht mehr flüstert die Natur.

Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie sind.

*) mit Unterstützung von Paul Celan und Ingeborg Bachmann