2. Auszug aus Balladus neuem Buch ‚Tote brauchen keinen Himmel‘
Seeleben, Mittwoch 14. Februar 2007
Der fünfjährige Felix stopfte kleine Steine in seine Hosentaschen und wanderte langsam weiter in Richtung See. Auf dem letzten Stück bis zu der von ihm angesteuerten Uferstelle, fand er zwar keine mehr, aber seine Taschen waren ohnehin voll genug.
Der kleine, künstlich infolge des Kalisalzbergbaus in den Jahren vor 1925 entstandene, inzwischen durch die fleißig waschsenden natürlichen Gewächse idyllisch aussehende, fast rechteckige, circa dreißig Fußballfelder große See, war mit einer nur dünnen Eisfläche bedeckt, die so spiegelte, dass die Versuchung groß war, vor allen Dingen für die jüngeren Fußgänger, sich aufs Eis zu wagen. Felix konnte trotz seiner viereinhalb Jahre schon schwimmen, das hatte ihm im letzten Sommer ein fast sechs Jahre älterer Junge aus dem ganz in der Nähe befindlichen Heim, Horst Wichmann, den alle nur Hulk riefen, beigebracht. Doch der Junge kannte aber auch die Tücken einer zugefrorenen Wasseroberfläche. Er wusste, wenn der Waghalsige unter das Eis geraten würde, schwimmen nur wenig half, wenn man die Öffnung im Eis nicht wiederfinden konnte. Schlimmer noch, wenn derjenige dazu noch die Panik geriet. Felix war schon zweimal eingebrochen, hatte sich aber fast nur nasse Füße geholt. Nur einmal stand er bis zum Hintern im Wasser.
Heute wollte er nur ein paar der kleinen Steine über das Eis gleiten lassen, vielleicht schaffte er es ja bis auf die andere Seite, immerhin waren das etwa dreihundertfünfzig Meter.
Als Felix den zweiten Stein warf und verfolgte, glaubte er am Schilfrand rechts, irgendetwas gesehen zu haben. Er ging näher an die Eisfläche heran und jetzt konnte er es sehen. „Ein Hund!“ rief er laut, obwohl das gar keinen Sinn hatte, denn er war hier und da in einem kleinen Eisloch der Hund, allein. Felix dachte noch zwei Sekunden nach, dann betrat er langsam und sehr vorsichtig das Eis. Die dünne Schicht bog sich durch, aber schien doch so elastisch zu sein, dass sie ihn tatsächlich tragen könnte. Das ließ den Jungen Mut schöpfen und er glitt weiter vorsichtig über die glatte Fläche. Der Hund bemerkte ihn und jaulte wieder etwas lauter, fast hatte es sich bis dahin schon angehört, als ob ihn die Kräfte verließen. Zwei Meter vor dem Eisloch legte Felix sich bäuchlings auf das Eis und glitt bis an den Rand der Öffnung. Er griff dem Hund ins Fell, erwischte dabei auch die Haut, so dass das Tier noch etwas lauter heulte, aber darauf konnte Felix keine Rücksicht nehmen. Zum Glück war der Beagle nicht besonders schwer, so dass es gelang, ihn aufs Eis zu ziehen. Felix schob den Hund in Richtung Ufer, doch der versuchte sich dagegen zu wehren.
„Nun lauf schon. – Was ist nur mit dir? – Wo willst du hin?“
Felix sah wieder auf das Loch, bemerkte eine dunklere Stelle unter dem Eis und erschrak. Unter der durchsichtigen Schicht schien ein Mensch festzuhängen. Felix rutschte wieder näher, brach Stück für Stück das Eis weiter auf, bis es ihm gelang, nach dem Menschen zu greifen. Es war ein Kind, vielleicht so alt, wie er, ein Mädchen, das leblos, nun vom Eis befreit, auf dem Wasser schwamm, was wohl die Luftblase unter ihrem Anorak bewirkte. Erneut bemühte sich Felix den Körper auf die Eisfläche zu schieben, aber das Eis gab nach, bog sich immer weiter durch, wurde rissiger und plötzlich, ehe er etwas dagegen hätte tun könne, fand er sich mit dem leblosen Mädchen im eiskalten Wasser wieder.
Dem Hund schien es wieder besser zu gehen, denn er bellte laut, mit respektvollem Abstand zu dem Loch.
„Lauf Hund!“ rief Felix verzweifelt, „hol Hilfe! Hilfe!“ rief Felix so laut er konnte. Doch der Hund lief nur aufgeregt hin und her und bellte ununterbrochen.
Felix bemühte sich mitsamt dem Körper des Mädchens ans Ufer zu gelangen, aber das ging sehr schwer, denn er musste sich ja durchs Eis kämpfen. Schon bald merkte er, dass seine Kräfte nachließen, aber er kämpfte verbissen und ließ das Mädchen nicht los. Plötzlich krachte dem Jungen ein Stock auf den Kopf. Der Schreck war nur kurz, denn Felix sah das daran befestigte Seil, wickelte es sich schnell einmal um seinen Körper, dann auch noch um den des Mädchens, klemmte das Ende des Seils mit dem Stock zwischen seine Beine, fühlte den Ruck, als jemand am Strick zu ziehen begann und langsam kamen die beiden Menschlein dem Ufer immer näher, bis kräftige Arme erst das Mädchen, dann Felix an Land hievten.
Der Retter war Hulk. Jetzt spürte Felix, dass sein großer Freund zu Recht diesen Spitznamen besaß, denn er war nicht nur groß und stark, sondern fackelte auch nicht lange, wenn es galt Menschen in Not, und erst recht schwachen Menschen in Not zu helfen.
„Hol Hilfe Felix,“ befahl der Elfjährige und begann sofort mit der Wiederbelebung, wie er das vom Fernsehen her kannte.
Der resolute Befehlston half dem erschöpften Felix widererwarten auf die Beine. Er ging anfangs langsam und wackelig, dann immer sicherer auftretend und zum Schluss konnte er sogar rennen. Nach Luft japsend kam er vor dem Eingang zum Haus ‚Mischwaldland‘ an.
„Hilfe!“ rief Felix schon vor dem Haus.
„Hilfe!“ er stolperte die Treppen hinauf, griff zur Tür, aber er fasste ins Leere, denn eine knapp Siebzehnjährige hatte bereits die Tür aufgerissen, der Junge fiel ihr in die Arme.
„Hilfe – Horst – kleines Mädchen – unter dem Eis,“ stammelte Felix, seine Beine versagten ihren Dienst, aber die junge Frau war kräftig, nahm den Jungen auf die Arme und trug ihn in das Haus hinein.
Auf dem Flur kam ihnen ein noch junger, mittelgroßer Mann entgegen, „Timo ruf die Rettung. Am See ist Hulk und wohl ein ertrunkenes Mädchen.“
„Gib mir den Jungen, Sara und rufe du an. Wir kommen mit.“ Timo übernahm den zitternden Jungen, während Sara die Tür zum nahegelegenen Büro aufriss, die anderen zwei vorbeiließ, schnell hinterherging und zum Telefon griff.
Während Sara telefonierte, zog Timo dem Jungen die feuchten Sachen aus und begann ihn mit einem Handtuch abzureiben.
„Mach du hier jetzt weiter Sara,“ Timo drückte ihr das Handtuch in die Hand, nachdem sie den Hilferuf abgesetzt hatte, „ich laufe zum See und sehe, ob ich Hulk helfen kann.“
Und schon rannte er aus dem Haus.
Es dauerte eine Viertelstunde bis die Rettung am Unfallort eintraf, wo sich Timo und Hulk immer noch um das Mädchen bemühten.
Der Notarzt eilte zu dem am Boden liegenden Kind und die Sanitäter gingen mit einer Krankentrage hinterher.
Während der Arzt das Kind untersuchte standen Timo und Hulk mit traurigen Gesichtern daneben und warfen ab und zu unruhige Blicke zu dem kleinen, sehr blassen Mädchen.
Schon nach ein paar Minuten stand der Arzt wieder auf. „Bringt die Kleine in den Krankenwagen,“ wies er die Sanitäter an, wandte sich dann Timo und Hulk zu, „wie lange war sie unter Wasser?“
„Keine Ahnung,“ antwortete Hulk, „Felix hat sie unter dem Eis hervorgeholt. Ich habe die beiden ans Ufer gezogen und aus dem Wasser gehoben.“
„Es sieht nicht gut aus,“ sagte der Arzt mehr an den erwachsenen Mann gerichtet, wandte dann aber sein Gesicht auch Hulk zu, „aber wir werden uns im Krankenwagen weiter um die Kleine bemühen,“ er sah auf seine Uhr, „das kann dauern,“ drehte sich um und stieg ebenfalls in den Krankenwagen.
Es dauerte eine ganze Stunde, bis die Tür sich wieder öffnete und der Arzt heraustrat.
Neben Timo und Hulk standen jetzt noch mehr Kinder aus dem Heim und ein paar Anwohner aus der nahegelegenen Neubausiedlung. Alle sahen dem Arzt erwartungsvoll entgegen.
„Es tut mit leid,“ sagte der Mann mit müder Stimme, „aber das Mädchen war nicht mehr zu retten.“ Er wollte gleich wieder ins Auto steigen, drehte sich dann aber doch noch einmal um, „wir bringen sie noch in die Uniklinik, aber…“ er zögerte einen kurzen Moment, „…es gibt – keine Hoffnung mehr.“ Er drehte sich um, stieg in den Krankenwagen und das Fahrzeug fuhr mit dem Mädchen davon.
Stumm sahen die Menschen hinterher.
Plötzlich fasste sich Hulk an den Kopf, „Felix! Ich muss zu Felix,“ und er rannte sofort los.
Instinktiv rannte er ins Heim, obwohl er wusste, dass Felix nicht zum Heim gehörte, ging direkt zum zentralen Büro und stürzte ins Zimmer.
Felix lag auf der Liege, durch mehrere Decken gewärmt. Sara saß daneben auf einem Stuhl und hielt eine dampfende Tasse in der Hand. Hulk musste näher treten, um in das Gesicht seines Kumpels sehen zu können. „Wie geht es, Felix?“
Die Augen des Jungen richteten sich fragend auf Hulk, doch der schwieg.
„Er ist unterkühlt,“ antwortete Sara und sah von Felix zu Hulk, „was ist am See passiert?“
Der vom Laufen noch schwer atmende, aufgewühlte Junge stieß kaum verständlich hervor, „tot!“ und trotzdem verstanden die beiden sofort.
Felix begann lautlos zu weinen. Sara ergriff seine Hand, um ihn zu trösten, obwohl sie selbst auch gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen musste.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, drei etwa dreizehn- oder vierzehnjährige Jungen polterten ins Zimmer, sahen den weinenden Felix auf der Liege und die Händchen haltende Sara. „Was ist denn hier los!“ brüllte der Anführer der drei, „pfui Teufel, sind wir etwa bei den schwulen Schwestern …“
Weiter kam er nicht, weil ihn Hulk gepackt hatte. Der zwei Jahre jüngere, verpasste dem Anführer einen Hieb ins Gesicht, dass der rückwärts taumelte, gegen seine Kumpane stieß und alle drei wurden von Hulk energisch auf den Flur zurückgedrängt.
Sara war ebenfalls aufgesprungen, eilte zur Tür, schob Hulk, der den anderen inzwischen losgelassen hatte, ins Zimmer zurück, während sie bei den drei auf dem Flur blieb. Nachdem sie den Jungs erklärt hatte, was passiert war, zogen die sich schweigend in das Gebäude zurück.
Als Sara nur wenig später das Büro erneut betrat, blieb sie kurz hinter der Tür staunend stehen. Felix war aufgestanden und redete beruhigend auf seinen großen Freund ein, der mit gesenktem Kopf vor dem viel Kleineren stand.
„… nicht umsonst,“ hörte Sara die Worte des erfolglosen Retters, „ich werde trotzdem immer wieder dasselbe tun, Horst Wichmann, ich werde helfen, wenn jemand in Not ist. Helfen – einmal wird es auch gelingen.“
‚Ja das stimmt,‘ dachte der große Freund und nickte zustimmend.
Kaum jemand im Heim kannte seinen richtigen Namen, aber alle wussten, wer Hulk war.
Der elternlose Horst Wichmann war am 1. Mai 2003 ins Haus ‚Mischwaldland‘ gekommen. Sein Geburtsdatum war der 9. Februar 1996, obwohl es nicht hundertprozentig sicher schien.
Am 5. Mai 2003 erhielt das Heim, quasi als materielle Spende, alte Möbel, zu denen auch ein ziemlich großer Schrank gehörte. Die Transportleute wollten Zeit sparen, sie verzichteten darauf den Schrank in seine Einzelteile zu zerlegen und versuchten das Ungetüm als Ganzes, „der ist doch leer“, sagte der Vorarbeiter, zu transportieren. Das gelang ihnen auch bis zur Treppe, die in den Flur des Hauses führte. Dort kamen sie ins straucheln und plötzlich kippte der Schrank.
Der Vorarbeiter brüllte, „Vorsicht! Alles weg!“
Aber genau in diesem Augenblick kamen zwei vierjährige, ein Junge und ein Mädchen, aus dem Haus, der Schrank senkte sich über sie. Die Kinder schrien auf, duckten sich, warteten auf den Schlag, aber der Schrank hielt mitten im Fallen inne, wie durch Geisterhand gehalten. Der Geist war Horst, der hatten den Schrank auf die Kinder fallen sehen, war schnell hinzugetreten, streckte seine Arme hoch und das Ungetüm wurde nicht nur abgebremst, er konnte ihn sogar solange halten, bis es den Kindern gelang unversehrt zu entkommen. Langsam senkte sich der Schrank weiter und von Horst war nichts mehr zu sehen. Doch plötzlich trat er hinter dem Schrank, dicht neben der Treppe, hervor und die wie gebannt wartenden Kinder und Erwachsenen schrien befreit auf, obwohl sie nicht begriffen, was da eben passiert war. Nur an dem hochroten Gesicht und seinem kräftigen, hörbaren Atmen, bei dem sich der Brustkorb ungeheuer spannte und wölbte, begriff einer nach dem anderen, dass Horst mit diesem Wunder zu tun haben musste.
„Hulk!“ stieß einer der älteren Jungs hervor und sie umkreisten staunend den Jungen.
Ab diesem Zeitpunkt hatte Horst seinen Spitznamen weg, aber das störte ihn gar nicht, denn der wurde von allen mit Achtung ausgesprochen.
Von da ab fühlte sich Horst Wichmann in seiner neuen ‚Familie‘ angekommen.
Felix Normu wurde einer seiner ersten Freunde, obwohl der fast sechs Jahre jünger war und gar nicht im Heim lebte. Dass Felix keinen Vater hatte, war der erste Grund für Hulk, sich dem Jungen verbunden zu fühlen und dann war da noch dessen optimistischer, ruhiger Charakter, der ihn zu überlegtem Handeln anhielt. Das gefiel Hulk, während manche der anderen Jungen dachten, der Normu sei eben eine Trantüte und langsam, wie eine lahme Ente. Sie erkannten nicht, dass Felix immer erst überlegte, bevor er handelte.
Am Nachmittag dieses düsteren Tages begleitete Horst seinen kleinen Freund nach Hause, der inzwischen wieder richtig warm und mit trockenen Sachen aus dem Heim ausgerüstet worden war.
Felix Mutter Claudia nahm die zwei traurigen Gestalten schweigend mit in die Wohnung, bat Horst auch noch zu bleiben und bereitere beiden einen warmen Tee mit viel Zitrone, den sie in dem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer servierte. Ohne Worte stellte sie einen Zuckernapf mit kleinem Löffel neben die Teekanne. Sie füllte beiden, dann auch sich selbst, ein großes Glas voll und forderte die Jungs durch eine Geste zum Trinken auf.
Felix Mutter Claudia, geborene Süß, war zur Wende 1989 achtzehn Jahre alt. 1990 beendete sie ihre Lehre als Verkäuferin, wurde aber vorerst Sekretärin im damaligen Kaliwerk in Teutschenthal, das der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Kali und Salze in Halle angeschlossen war.
Nach einigen Minuten oder vielleicht waren es auch nur Sekunden, keiner von den drei Personen hätte sagen können wieviel es genau waren, durchbrach Frau Normu die Stille. „Ich habe von Sara, also Frau Franke, gehört, was ihr beide gerade erlebt habt.“ Die Mutter verstummte wieder, dachte nach, sah die beiden an und fuhr fort, „deinen Namen Horst Wichmann…“, und etwas leiser fügte sie noch hinzu, „…Hulk, kannte ich ja schon von Felix, aber seit heute…“ wieder brach sie ab, starrte kurz an die Decke des Raumes, senkte langsam den Kopf wieder und sprach weiter, „…weiß ich, dass ich mit euch über die Wahrheit sprechen kann, sprechen muss. Deshalb,“ sie sah wieder zu ihren zwei Zuhörern und sah gespannte Aufmerksamkeit in deren Augen, „will ich dir Felix, meinem Sohn, zusammen mit deinem Freund von der Wahrheit über meine Vergangenheit berichten.“
Die Frau atmete, den Blick zum Fenster gerichtet, mehrere Male tief ein und wieder aus.
„Am 1. Juni 1990 wurde mein Betrieb unter der Firmenbezeichnung KALIMAG GmbH eine eigenständige Kapitalgesellschaft. Alleiniger Gesellschafter war die Treuhandanstalt Berlin. Allerdings übernahm bereits am 1. Juni 1992 die Grube Teutschenthal Sicherungsgesellschaft mbH GTS das Werk samt den angrenzenden Grubenfeldern Salzmünde und Angersdorf. Bereits in den ersten Monaten lernte ich dort meinen fünf Jahre älteren Mann Peter Normu kennen, der bereits vier Jahre in der Grube als Bergarbeiter beschäftigt war. Der mittelgroße, schlanke, temperamentvolle und sportliche Normu war überdurchschnittlich intelligent, aber von Schulunterricht hielt er nicht viel, deshalb trachte er beizeiten danach, Geld zu verdienen. Er absolvierte die erste beste Lehre, die ihm angeboten wurde und das war die Ausbildung zum Chemiefacharbeiter in Luna. Danach fing er sofort als Bergarbeiter im Kaliwerk in Teutschenthal an. Ich wusste damals nicht, dass seine Arbeit im Schacht noch eine tiefere Bedeutung hatte. Davon erzählte er mir erst viel später. 1996 heirateten wir, nicht nur, weil ein Kind unterwegs war, denn ich ergänzte mich hervorragend mit diesem Mann, jeder achtete den anderen, wir ließen uns gegenseitig genug persönlichen Spielraum und auch die sexuelle Liebe stimmte.“ Die Mutter sah mit fragendem Blick zu ihrem Sohn, dann weiter zu Horst und wusste, dass sie noch ein paar erklärende Worte hinzufügen musste.
„Eine Frau kann nur dann ein Kind zur Welt bringen, wenn sie die Spermien, also die Samen eines Mannes, die nur er in der Lage ist zu produzieren, in sich aufnimmt. Dazu hat der Mann ein Glied und die Frau eine Scheide zwischen den Beinen und wenn die beiden sich lieb haben, dann vereinigen sie sich und der Samen fließt vom Mann in die Frau. Dieser Vorgang kann den Menschen auch große Freude bereiten, wenn sich Frau und Mann richtig gern haben, und ja, das funktioniert auch nur so zum Spaß, zur Freude dieser zwei Menschen, ohne dass immer ein Kind entstehen muss. Versteht ihr das?“
Sie sah beide nicken, war sich aber nicht ganz sicher, ob die Jungs das alles verstanden hatten. Dennoch fuhr sie fort, „Anfang 1996 wurde ich schwanger, das heißt, der Samen deines Vaters Felix, fing an in mir zu einem kleinen Wesen heranzuwachsen. Wir freuten uns auf unser Kind und waren also rundherum glücklich. In diesen wunderbaren Monaten verriet mir Peter sein Geheimnis, über das ich euch zu einem späteren Zeitpunkt noch berichten werde. –
Dann kam der 11. September 1996.